Entwicklung des Stadtteils
Das so genannte Lichtenberger Wohngebiet „Hans-Loch-Viertel“ entstand von 1961 bis 1966 als komplexes Neubauviertel nach den Entwürfen der Kollektive W. Dutschke / G. Brüning (Städtebau), L. Weil / G. Kabus (Hochbau) und H. Peldszus (Grünplanung). Auf 80 Hektar Fläche wurden circa 5.000 Wohneinheiten für potentiell 15.300 Einwohner geschaffen. Viergeschossige Wohnzeilen aus geschosshohen Großplatten vom „Typ QX“ dominieren dieses Wohngebiet. Das Wohngebietszentrum wird durch drei elfgeschossige Punkthochhäuser mit Apartments markiert. Daneben ist das 1963 errichtete siebzehngeschossige Mittelganghaus an der Schwarzmeerstraße für sein Umfeld prägend. Das „Hans-Loch-Viertel“ wurde ab 1965 in südlicher Richtung durch achtgeschossige Wohnscheiben erweitert.
Die „Passage“ an der Volkradstraße war das gesellschaftliche Zentrum des „Hans-Loch-Viertels“. Es entstand zwischen 1964 und 1966 an der Kreuzung der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Verbindungsstraße mit dem Grünzug entlang des Neuen Tränkegrabens. Das Zentrum war bewusst in Kontrast zu den drei dort stehenden Hochhäusern erdgeschossig gehalten. Seine Besonderheit lag in der kompakten Anlage. Hier konnte man alle öffentlichen Funktionen des Gebietes in einem einheitlichen Komplex an einer inneren „Fußgängerstraße“ finden, die diesem Zentrum dann auch seine Identität gab.
Die Zeitgenossen faszinierte besonders die Einbeziehung der Grundschule einschließlich öffentlicher Bibliothek in dieses Wohngebietszentrum. Alle speziellen Unterrichtsräume fasste ein Flachbau mit einem intimen Gartenhof zusammen, den ein Baldachin mit dem gegenüberliegenden Speisesaal verband. Eine so großzügige und geschlossene Lösung wurde bei ähnlichen Wohngebietszentren später nie wieder erreicht, wenn auch die Betonskelett-Bauweise dieses Zentrums für viele folgende Zentren in Berlin Pate stand. Als die „Passage“ um die Jahreswende 2002 / 2003 abgerissen und durch zwei Zweckbauten ohne individuelles Profil ersetzt wurde, verschwand eines der innovativsten Gebäudeensembles der sechziger Jahre in Lichtenberg.
Das Wohngebiet am Tierpark wurde von 1968 bis 1972 nach Entwürfen des Kollektivs H. Stingl / E. Diehl als östliche Ergänzung des „Hans-Loch-Viertels“ errichtet und 1973 durch den gleichnamigen U-Bahnhof an die Innenstadt angeschlossen. Am östlichen Rand lag auch das Wohngebietszentrum, das in den 90er Jahren durch einen passagenartigen Neubau ersetzt wurde. Die zehngeschossigen Wohnbauten des Typs „QP“ mit geschlossenen Eckverbindungen sind für diese Wohngebiete prägend.
Schließlich muss in „Friedrichsfelde–Süd“ noch die „Splanemann-Siedlung“ Erwähnung finden, die ab 1926 als erste Plattenbau-Siedlung in Deutschland nach Entwürfen von Martin Wagner nach den damals neusten bautechnischen Erkenntnissen errichtet und in den letzten Jahren denkmalgerecht saniert wurde.
Die Einwohnerzahl in Friedrichsfelde mit seinen Stadtteilen „Neu-Lichtenberg“, „Friedrichsfelde–Nord“ und „Friedrichsfelde–Süd“ ist seit 1994 von circa 71.500 auf circa 65.000 Einwohner im Jahr 2004 zurückgegangen. In den nächsten Jahren ist mit einem zwar gebremsten, aber weiterhin anhaltenden Einwohnerrückgang auf circa 63.800 Einwohner im Jahr 2015 bei deutlichen Veränderungen in der Alterspyramide zu rechnen.
Bei der Betrachtung der Einwohnerzahlen ergibt sich speziell für „Friedrichsfelde–Süd“ folgendes Bild: Ein nennenswerter Einwohnerrückgang muss für den Sozialraum 28, der deckungsgleich mit dem Stadtteil „Friedrichsfelde – Süd“ ist, festgestellt werden. Hier nahm die Einwohnerzahl zwischen 2002 und 2004 um 543 Personen ab. Besonders eklatant ist der Einwohnerrückgang mit 723 Personen in der Altersgruppe der 55- bis 65jährigen. Gleichzeitig hat dieser Sozialraum in dem betrachteten Zeitraum die stärkste Zunahme von Personen über 65 Jahren (+ 519 Personen). Der Einwohnerrückgang hat sicher komplexe Ursachen, u.a. das generell höhere Durchschnittsalter wegen der zeitlich früheren Errichtung der Wohngebiete. Es ist jedoch auch festzustellen, dass in dem genannten Gebiet bisher nur in geringem Umfang städtebauliche Fördermaßnahmen umgesetzt worden sind.
Sewanstraße
Die Sewanstraße als Hauptverkehrsstraße durchquert den Stadtteil von der Trasse „Straße am Tierpark“ bis zum Weitlingkiez, wo sie in die Lückstraße einmündet. Entlang der Straße kann man den guten Sanierungs-stand erkennen, durch den sich der Wohnungsbestand der Gesellschaften und Genossenschaften auszeichnet. Dennoch birgt der Stadtteil insbesondere für die Erstbeziehergeneration in den viergeschossigen Wohnbauten Probleme, da diese nicht über Aufzüge verfügen. Als Problem für die Ältere Bewohnerschaft werden auch die langen Wegebeziehungen zu Standorten der sozialen Infrastruktur wahrgenommen. Trotzdem ist die Ausstattung mit Angeboten der sozialen Infrastruktur als gut zu bezeichnen. Potential ist im Bereich des Dolgensee-Centers der Schulstandorte in der Dolgenseestraße und benennen als auch in der künftigen Sicherung der Angebote in der KULTschule. Lange Zeit war die Sicherung der Jugendfreizeiteinrichtung „Betonoase“ in einem Mietobjekt ein Problem. Nunmehr stehen Fördergelder aus dem Programm Stadtumbau Ost für den Neubau der Jugendfreizeitstätte auf einem landeseigenen Grundstück in der Nähe zur Verfügung. 2016 soll das Entwurfsverfahren, auch unter aktiver Beteiligung der Anwohner im Bereich der Dolgenseestraße stattfinden. Ab 2017 ist der Baubeginn für den Neubau vorgesehen.
Einwohnerstatistik Friedrichsfelde Süd nach Altersgruppen (Stand: 31.12.2016)
Einwohnerstatistik Friedrichsfelde Süd nach Geschlecht/ Herkunft (Stand: 31.12.2016)
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Frauen |
Männer |
Gesamt |
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Deutsche |
Nichtdeutsche |
Gesamt |
Absolut |
13.361 |
11.747 |
25.108 |
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Absolut |
22.178 |
2.930 |
25.108 |
Prozentual |
53,2% |
46,8% |
100% |
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Prozentual |
88,3% |
11,7% |
100% |
Datenquelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
Zu den 2015/2016 erarbeiteten Zielen und Handlungsfeldern